Aaron Swartz zählt neben Edward Snowden und Julien Assange zu den bis dato wohl wichtigsten Internetaktivisten, der in seiner kurzen Lebenszeit die Entwicklung des Internets stark prägte und beeinflusste.
Bereits im Alter von 14 Jahren war Swartz Co-Autor der RSS-Spezifikation 1.0, bei der technischen Umsetzung der Creative-Commons-Lizenzen beteiligt und technischer Leiter der Open Library. Er entwickelte auch SecureDrop, eine Plattform zur sicheren Kommunikation zwischen Journalisten und Whistleblowern. Im Juli 2008 verfasste Swartz das Guerilla Open Access Manifesto, in welchem er sich explizit gegen die Privatisierung von Wissen aussprach. Er verfolgte mit dem Manifest das Ziel, seine Anschauungen offenzulegen, auf Missstände hinzuweisen und um neue Open-Access-Unterstützer:innen für die Commons Bewegung zu werben. Im April 2013 war ein Gerichtstermin angesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohten Aaron bis zu 35 Jahre Haft und eine Million Dollar Geldstrafe für das „illegale“ Herunterladen von Dokumenten. Ob der bevorstehende Gerichtsprozess ein Auslöser für seinen Suizid war, wird kontrovers diskutiert. Im Rahmen seines 10. Todestages sind im Jahre 2023 weltweit sowohl on- als auch offline im Zeitraum 11. Jänner 2023 (Todestag) und 8. November 2023 (Geburtstag) verschiedene auf Swartz bezogene Aktionen geplant, an denen sich ‘mur.at’ in Kooperation mit dem österreichischen ACOnet | net:art coordination center beteiligen und auch selbst initiieren wird. ACOnet ist das österreichische Hochleistungs-Datennetz für gemeinnützige Einrichtungen der Wissenschaft, Forschung, Bildung und Kultur. Obwohl wir die Internetgeschichte untersuchen werden, werden wir nicht in der Vergangenheit verweilen. Inhaltlich werden die Herausforderungen thematisiert, denen wir heute gegenüberstehen – auch unter folgenden Gesichtspunkten: Wie würde Aaron damit umgehen? Inwiefern inspiriert Aarons Geist und sein Vermächtnis heute noch Internetaktivisten? Durch interaktive Narration, künstlerische Zusammenkünfte und künstlerische Ausdrucksformen werden wir die Ideen und Auswirkungen des Internets auf unsere Gesellschaften reflektieren.
Im Zuge des 25-jährigen Vereinsjubiläums von ‚mur.at' widmen wir uns nicht nur ab 2022 vermehrt der eigenen Geschichte, sondern schaffen auch mit der ‚mur.at' Wissensbasis eine neue Webplattform, wo vergangene Veranstaltungen und Workshops in Form einer freien digitalen Wissensbasis dokumentieren und zugänglich machen. Mit dem Hinblick auf unser Jubiläum entsteht schrittweise ein offenes Archiv, das Schaffensprozesse in Zusammenhang mit technischen Entwicklungen erfahrbar macht und das angesammelte Wissen langfristig als Repositorium speichert.
Einer bewährten Methode folgend, schöpfen wir das kreative Potenzial von ‚mur.at' durch das Schaffen prozessorientierter kollektiver Arbeitssituationen aus. Im Rahmen von Worklabs und Künstlerinnen-Residencies bringen wir technophile Kreative und kritische Geister der gesellschaftlichen Digitalisierung zusammen. Synergien aus Kunst, Diskurs und Technik bündelnsich bei ‚mur.at' .
Bedingt durch die Pandemie erproben wir neue Formen der translokalen Zusammenarbeit und arbeiten verstärkt mit hybriden Formen der Interaktion von unabhängigen Kleingruppen. Ganz wichtig ist uns der Wissens- und Kulturtransfer: In einem breitgefächerten Veranstaltungs- und Informationsangebot, bestehend aus Präsentationen, Ausstellungen, Diskussionen und Publikationen vermitteln wir die verschiedenen künstlerisch-praktischen Ergebnisse wie auch die dahinterliegenden Prozesse einer breiten Öffentlichkeit. Dabei bauen wir sowohl national als auch international auf ein dichtes Netzwerk an Kooperationen mit Medienkunstfestivals, einschlägigen Konferenzen und Institutionen aus Technik, Kunst und Gesellschaft, um die Präsenz und Aktivität von ‚mur.at' grenzüberschreitend hervorzuheben und zu stärken.